Aktuelles
Transformation der Landwirtschaft als gesamtgesellschaftliche Aufgabe
Der erste „Tag der Landwirtschaft“ der Katholische Akademie Stapelfeld (KAS) stieß auf reges Interesse. Unter der Fragestellung „Wohin geht die Landwirtschaft im OM?“ wurden Chancen und Risiken der aktuellen Transformationsprozesse in der Landwirtschaft intensiv diskutiert. Pfarrer Dr. Marc Röbel, geistlicher KAS-Direktor, zeigte sich beeindruckt vom großen Interesse an der Veranstaltung, die aufgrund der Corona-Situation auf 80 Gäste beschränkt wurde. Er betonte, dass die Entwicklung in der Landwirtschaft auch ein pastorales Thema sei und lud die Anwesenden zum intensiven Gespräch und zum gepflegten Streit um Lösungen ein. Weihbischof Wilfried Theising betonte ebenfalls die unmittelbare Verbundenheit zwischen Landwirtschaft und Kirche und forderte dazu auf, mit gängigen Klischees und Vorurteilen aufzuräumen und stattdessen Brücken zu bauen.
Niedersachsens Agrarministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) forderte in ihrem Gastvortrag die Auflösung von Konflikten zwischen Tier-, Klima- und Umweltschutz sowie der Landwirtschaft und warnte vor der Abwanderung der ländlichen Produktion in Länder mit niedrigeren Standards. Sie machte deutlich, dass die Mehrkosten für mehr Natur- und Tierschutz nicht allein auf dem Rücken der Landwirte abgeladen werden können, sondern von der gesamten Gesellschaft getragen werden müssen. „Es sollte die vornehmste und dringlichste Aufgabe der neuen Bundesregierung sein, den Stillstand endlich zu überwinden und Planungssicherheit für die Landwirtschaft zu schaffen“, forderte die niedersächsische Agrarministerin.
In der anschließenden Gesprächsrunde mit Vertretern aus konventioneller und ökologischer Landwirtschaft sowie der Wissenschaft versuchten die Teilnehmer, neue Wege aufzuzeigen. Harm Böckmann von der Firma Brand Qualitätsfleisch zeigte sich davon überzeugt, dass landwirtschaftliche Produkte mit Erfolg auf moderne Vermarktungsstrategien zurückgreifen können. Mit einer „coolen Geschichte“ oder einer „persönlichen Story“ seien landwirtschaftliche Produkte besser und zu einem höheren Preis zu verkaufen, betonte Böckmann. Er verwies exemplarisch auf die Verkaufsstrategien von kleinen Weinbaubetrieben, die sich mit Individualität auf einem stark umkämpften Markt behaupten können.
Landwirtin Anne Preut forderte mehr Planungssicherheit für landwirtschaftliche Betriebe. Sie machte deutlich, dass die Landwirtschaft stetig im Wandel sei und Veränderung in der Produktion bzw. in der Tierhaltung jeweils mit sehr hohen Kosten verbunden sei. „Wir brauchen zwischendurch auch mal ein Plateau, von dem aus wir Unternehmen auch langfristig planen können“, kritisierte Preut ständig steigende Anforderungen an die Tierhaltung und fehlende Planungssicherheit.
„Die Transformation der Landwirtschaft kann nur gelingen, wenn wir alle Akteure ins Boot holen und auf Augenhöhe miteinander sprechen“, betonte Dr. Barbara Grabkowsky, die an der Universität Vechta Transformationsprozesse in der Landwirtschaft untersucht, und betonte die Verantwortung des Handels und des Konsumverhaltens der Verbraucher. Sven Guericke, AEF-Vorsitzender, forderte mehr Transparenz in der landwirtschaftlichen Produktion, damit in der Öffentlichkeit wieder ein besseres Verständnis für die Abläufe in einem landwirtschaftlichen Betrieb entsteht. Er machte deutlich, dass die Transformation der Landwirtschaft eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei und forderte mehr Verlässlichkeit und Planungssicherheit für die landwirtschaftlichen Betriebe, die sich den Herausforderungen der Zukunft stellen.
Bio-Bauer Karl-Heinz Hanken betonte, dass die konventionelle Landwirtschaft auf Dauer ihre eigenen Grundlagen zerstört und forderte ein Umdenken sowie neue regionale Ideen für eine bessere und transparente Vermarktung von Bio-Produkten. Hubertus Berges, Vorsitzender KLV Cloppenburg, forderte „eine Evolution statt einer Revolution“ und machte deutlich, dass landwirtschaftliche Betriebe Zeit und Unterstützung für zukunftsfähige Umbaulösungen brauchen. Nur dann könne die Transformation gelingen, so Berges.
Wie sehr den anwesenden Landwirtinnen und Landwirten das Thema unter den Nägeln brennt, wurde in den intensiven Gesprächen nach Abschluss der Gesprächsrunde sowie in der Forderung nach weiteren Diskussionsmöglichkeiten deutlich.
Die KAS führt die Veranstaltungsreihe „Tag der Landwirtschaft“ in Zukunft fort und bietet in diesem Rahmen weitere Möglichkeiten zur Information und zum intensiven Gedankenaustausch.
Fotos: Sigrid Lünnemann / Willi Rolfes
Katholische Akademie lädt zur Auseinandersetzung mit dem Synodalen Weg ein
Der Synodale Weg, bei dem Bischöfe und Laien gemeinsam darüber sprechen und auch darüber streiten, wie die katholische Kirche einen Weg heraus aus der Vertrauenskrise findet, soll in der Katholischen Akademie Stapelfeld (KAS) durch hochkarätig besetzte Veranstaltungen begleitet werden. Aktuell steht die Kirche vor großen Umbrüchen und dem Beginn eines umwälzenden Reformprozesses. Die KAS möchte über den Synodalen Weg informieren und zu einer aktiven Beteiligung einladen. Eine eigene Veranstaltungsreihe, die von der Akademie gemeinsam mit dem Bischöflich Münsterschen Offizialat in Vechta und dem Komitee der Verbände verantwortet wird, soll den synodalen Prozess beleuchten und Möglichkeiten zur Diskussion und zum Streitgespräch bieten.
Die Auftaktveranstaltung findet am 17. November statt, in der vor allem die Streitkultur in der Katholischen Kirche und in der Gesellschaft thematisiert werden soll. „In der aktuellen Diskussion um den Weg der Katholischen Kirche treffen viele polarisierende Meinungen und Ansichten aufeinander. Wir wollen hinterfragen, wo wir derzeit mit unserer innerkirchlichen Streitkultur stehen und ob an dieser Stelle Weiterentwicklungen möglich sind“, so Pfarrer Dr. Marc Röbel, Geistlicher Direktor der KAS, der gemeinsam mit Johannes W. Vutz, Leiter des Referats Pastoralentwicklung und theologische Grundlagenarbeit im Bischöflich Münsterschen Offizialat (BMO), zur Veranstaltungsreihe einlädt.
Zu den Hauptreferenten der Auftaktveranstaltung zählt Weihbischof Dr. Stefan Zekorn, der als einer der Vertreter des Bistums Münster am Synodalen Weg teilnimmt und Einblicke in die aktuelle Situation sowie Impulse für einen zukünftigen Weg der Kirche geben kann. Prof. Dr. Norbert Köster, Professor für Historische Theologie und ihre Didaktik an der Universität Münster, wirft einen Blick auf geschichtliche Erfahrungen mit der Streitkultur in der katholischen Kirche und geht dabei der Frage nach, welche Lehren aus dem bisherigen Umgang mit Andersdenkenden und kirchlichen Reformbestrebungen für die Zukunft gezogen werden können.
Bei der anschließenden Podiumsdiskussion wird Sophia Möller, BDKJ-Vorsitzende des Landesverbands Oldenburg, als Vertreterin der Katholischen Jugend darstellen, inwieweit der Synodale Weg die Lebenswirklichkeit junger Menschen berührt und wie wichtig eine Beteiligung der katholischen Jugendverbände am Synodalen Weg ist. Gisela Koopmann, Vorsitzende des Familienbundes der Katholiken im Landesverband Niedersachsen, wird sich aus ihrer Perspektive mit dem Thema Streitkultur auseinandersetzen: Wie kann es in der „Kirchenfamilie“ gelingen, kultiviert miteinander zu streiten?
KAS-Dozent Dominik Blum wird seine Sicht als Theologe und als nachdenklicher Christ auf die Reformbemühungen des Synodalen Weges darstellen. Er ist darüber hinaus Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK).
Aber nicht nur die Gäste auf dem Podium sollen zu Wort kommen. Es soll auch die Möglichkeit geben, sich im Vorfeld interaktiv an der Veranstaltung zu beteiligen. Um eine vielfältige Diskussion zu gewährleisten, können alle Interessierten ihre Fragen vorab per Mail oder Telefon im Sekretariat von Dr. Röbel (mgellhaus@ka-stapelfeld.de oder Tel: 04471 188 1550) einreichen. Die eingereichten Fragen werden im Laufe der Veranstaltung diskutiert.
Am 1. Dezember wird die Veranstaltungsreihe fortgeführt mit dem synodalen Thema „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“. Im kommenden Jahr werden die Themen „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“, „Priesterliche Existenz heute“ und „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag“ folgen.
Die Auftaktveranstaltung am 17. November beginnt um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei und steht allen Interessierten offen. Es gilt die 2G-Regel.
Foto (© Sigrid Lünnemann): Den Synodalen Weg gemeinsam beschreiten und kritisch hinterfragen - dazu laden Pfarrer Dr. Marc Röbel von der KAS (rechts) sowie BMO-Referent Johannes W. Vutz ein
Vorsitzender des Zentralrats der Muslime spricht in Stapelfeld
Er ist einer der einflussreichsten und profiliertesten muslimischen Gesprächspartner in Deutschland. Aiman Mazyek (52), Vorsitzender des Zentralrats der Muslime (ZMD) mit Sitz in Köln, ist am 9. November 2021 um 19.00 Uhr in der Katholischen Akademie in Stapelfeld zu Gast.
Seit zehn Jahren zeichnet die Katholische Akademie im November eine Person des öffentlichen Lebens als Martinsfigur aus. „Dass wir einen Muslim zur diesjährigen Martinsfigur erklärt haben, mag viele Menschen in unserer Region verwundern. Aber der Heilige Martin ist Dialog und Diskussion nie aus dem Weg gegangen, wenn es um Fragen des friedlichen und gedeihlichen Zusammenlebens ging. In diesen Diskussionen hat er pointiert wie klar seine Position vertreten und für die Wahrheit gestritten. Und das tut Aiman Mazyek auch“, begründet der Stapelfelder Dozent Dominik Blum die diesjährige Auswahl.
Eine der relevantesten Fragen zur Sicherung des gesellschaftlichen Friedens sei die nach dem Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Religionen und Kulturen. Darüber wird Mazyek, der in Kairo und Aachen Arabistik, Philosophie, Ökonomie und Politikwissenschaft studierte, aus muslimischer Perspektive sprechen. „Wie kann das heute gelingen – in Respekt voreinander, vielleicht sogar im interessierten Miteinander zu leben, zu feiern, zu beten? Und das an St. Martin und Weihnachten, aber auch im Ramadan. Darüber möchten wir diskutieren“, freut sich Blum auf den Gesprächspartner. Mazyek hatte kürzlich im Streit um den in Köln erlaubten Gebetsruf gegenüber der Schweriner Zeitung erklärt, er bewerte die Entscheidung für den Modellversuch als „Ausdruck des Respektes für unsere im Grundgesetz verankerte Religionsfreiheit in der Rheinischen Metropole“. Köln sende damit „ein Zeichen der Toleranz und der Vielfalt in die Welt.“ Zugleich aber setzt sich Mazyek, der auch Mitglied der Deutschen Islam Konferenz ist, auch für Martinszüge in deutschen Städten ein. „Das Leben des Heiligen Martin ist doch geradezu vorbildlich, auch für Muslime“, hatte der fünffache Vater mehrfach betont.
Besonders herzlich lädt die Akademie auch muslimische Gäste zum diesjährigen Martinsabend ein. Der Eintritt ist frei, im Anschluss an den Abend wird um eine Spende für die Aktion Grünhelme gebeten. Das Peace-Corps aus jungen Muslimen und Christen war 2003 von Mazyek zusammen mit dem Friedensaktivisten Rupert Neudeck gegründet worden.
(Bildnachweis: Aiman Mazyek auf www.zentralrat.de)
Musik und Lieder zu Holocaust, Widerstand und Befreiung am 5. November in Stapelfeld
Spätestens seit ihrem Freiheits-Album „Libertad“ gehört das Global-Folk-Trio „La Kejoca“ zu den Aushängeschildern des politischen Folk in Deutschland. Am Wochenende vor dem 9. November, dem „Schicksalstag der Deutschen“, bringen die drei jungen Musiker*innen Keno Brandt (Gesang, Gitarre, Bass), Jonas Rölleke (Geige, Girtarre, Gesang) und Carmen Bangert (Gesang, Drehleier, Whistles, Banjolele) zusammen mit dem LAWAY-Urgestein Jörg Fröse (Mandoline, Cister, Handharmonika) ein Programm auf die Bühne, das sich inhaltlich mit dem Holocaust, dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus und andere repressive Regime und der Befreiung von diesen auseinandersetzt.
Unter anderem wird die Mauthausen-Kantate des jüngst verstorbenen Komponisten Mikis Theodorakis in einer deutschen Übertragung zur Aufführung gebracht.
Beginn ist am 5. November um 19.30 Uhr. Der Eintritt beträgt 18 €. (© Foto: La Kejoca)
Mit Geduld den „schiefen Turm von Stapelfeld“ errichten
Naturspielstraße lädt zum Ausprobieren ein – Kletterringe, Steintürme und Klanghölzer laden in den kommenden Wochen zu einem Rundgang durch das kleine Wäldchen direkt neben der Katholischen Akademie Stapelfeld ein. Pünktlich zum Beginn der Herbstferien haben Sophie Westermann und Max Renneke, die seit Anfang September ihr Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) im Umweltzentrum der Katholischen Akademie Stapelfeld (KAS) absolvieren, gemeinsam mit Praktikantin Charlotte Hüttmann eine kleine Naturspielstraße konzipiert und aufgebaut. Das Besondere: Die Spielstationen wurden aus einfachen Natur- und Recyclingmaterialien gefertigt, die auf diese Weise eine neue, sinnvolle Verwendung finden.
„In den Herbstferien finden in der Akademie verschiedene Veranstaltungen für und mit Familien statt. Als kleiner Anreiz, die nähere Umgebung spielerisch zu erkunden, haben wir die Naturspielstraße angelegt“, so die 18-jährige Sophie Westermann aus Rheda-Wiedenbrück, die nach dem Abitur ihr FÖJ am Umweltzentrum zur beruflichen Orientierung nutzen möchte. Mit zum neuen FÖJ-Team gehört der 19-jährige Abiturient Max Renneke aus Syke, der sich ebenfalls für Umwelt- und Naturschutzthemen interessiert und in den kommenden Monaten die Arbeit an einem Umweltzentrum näher kennenlernen möchte. Unterstützt wurden sie tatkräftig von der 17-jährigen Charlotte Hüttmann, die die elfte Klasse der Cloppenburger Liebfrauenschule besucht und hier ihr zweiwöchiges Berufspraktikum absolviert hat. Gemeinsam haben sie unter anderem Wurfringe aus biegsamen Weidezweigen geformt, eine einfache Klang-Installation aus verschiedenen Hölzern gestaltet und aus alten Fahrradreifen eine Kletter-Station aufgebaut, bei der Kinder und auch Erwachsene ihre Geschicklichkeit unter Beweis stellen können. Unter dem Motto „Der schiefe Turm von Stapelfeld“ können mit ruhiger Hand Steine zu einem kleinen Türmchen gestapelt werden.
„Es war uns wichtig zu zeigen, dass man aus ganz einfachen Materialien etwas Interessantes gestalten kann. Familien können diese Stationen auch ohne großen Kostenaufwand zu Hause nachbauen“ betont Max Renneke beim ersten gemeinsamen Praxis-Test der Spiel-Stationen mit der Leiterin des Umweltzentrums Christiane Achelwilm. „Sophie, Max und Charlotte haben mit vielen Ideen und Einsatzbereitschaft innerhalb kürzester Zeit etwas Tolles gestaltet. Das Projekt entspricht genau den Zielen des Umweltzentrums zum Thema Nachhaltigkeit und Schonung von Ressourcen. Ich bin mir sicher die Naturspielstraße wird von den großen und kleinen Teilnehmern der Familien-Seminare und anderen Spaziergängern gut angenommen“, so Achelwilm.
Die kleine Naturspielstraße befindet sich im Wäldchen direkt neben der KAS und ist für alle Kinder und Familien frei zugänglich. Die Akademie bittet darum, achtsam mit den Stationen und der Natur umzugehen.
Die Fotos (© Sigrid Lünnemann) zeigen Christiane Achelwilm, Sophie Westermann, Max Renneke und Charlotte Hüttmann beim Praxistest.