Zukunftskongress hinterfragt Entwicklung von Heimat und Landschaft
"Wohin gehst du Heimat?“ – Einen durchaus kritischen Blick warfen namhafte Referent*innen auf Einladung der Katholischen Akademie Stapelfeld und des Emsland Moormuseums auf die Zukunft der Region. Die Referenten der Tagung „Zukunftskongress - Wohin gehst du Heimat?“ gingen den Ursachen und Folgen regionaler Veränderungen nach und zeigten mögliche Handlungsstrategien für eine zukünftige regionale Entwicklung auf. Die Tagung solle dazu beitragen, Handlungsstrategie für die Zukunft zu entwickeln, mit denen der wirtschaftliche Erfolg gesichert und zugleich negative Auswirkungen für Natur und Umwelt begrenzt werden. Zugleich solle das Image der Region und die kulturelle Identität der Heimat gefördert werden, betonte Dr. Michael Haverkamp, Leiter des Emsland Moormuseums.
Die beiden ländlich strukturierten Regionen Emsland und Oldenburger Münsterland haben in den vergangenen Jahrzehnten einen enormen Wandel vom „Armenhaus der Republik“ zu wirtschaftlichen „Boomregionen“ erlebt. Die wirtschaftliche Entwicklung habe aber in der heimischen Region auch zu großen strukturellen Veränderungen in den Bereichen Landschaftsbild, Natur, Infrastruktur und Bevölkerungsentwicklung geführt, machten die beiden Landräte Johann Wimberg (LK Cloppenburg) und Marc-André Burgdorf (LK Emsland) in ihren Begrüßungsansprachen deutlich. Heimat sei aber nichts Statisches, sondern unterlaufe einer dynamischen Entwicklung, betonte Burgdorf und erinnerte beispielhaft an die gravierenden Veränderungen durch den Emslandplan von 1950 und die Kultivierung großer Moorflächen.
Einen Einblick in die geschichtliche Entwicklung der Region und in die langfristigen Auswirkungen des Emslandplans gab Heiner Schüpp, Leiter des Kreisarchivs Emsland.
Prof. Dr Hansjörg Küster, Präsident des Niedersächsischen Heimatbundes, betonte, dass Integration und die langfristige Bindung der Menschen an eine Region nur gelingen kann, wenn die jeweils charakteristischen Leitlinien bei allen Veränderungen und Entwicklungen auch in Zukunft erhalten bleiben. Ein Dorf müsse auch in Zukunft als Dorf erkennbar bleiben und auch die typischen Landschaftsstrukturen der Region müssen erhalten bleiben, machte der Referent deutlich. Er betonte, dass ein enges Zusammenspiel von Natur, Kultur und Ideen die Entwicklung von Heimat und Landschaft prägen.
Prof. Dr. Rainer Danielzyk vom Institut für Umweltplanung an der Leibniz Universität Hannover warb für eine qualitative Flächenpolitik und die Förderung der interkommunalen Zusammenarbeit. Er warnte vor dem sogenannten „Donut-Effekt“, der verödete Innenstädte und eine Verlagerung von Geschäften und Betrieben in den Außenbereich von Dörfern und Städten beschreibt. Dies habe einen erheblichen Attraktivitätsverlust der jeweiligen Gemeinden und damit langfristig eine Abwanderung von jungen Menschen zur Folge, machte der Referent deutlich und mahnte einen sorgsamen Umgang mit der vorhandenen Fläche an. Nur so könne die regionale Kulturlandschaft erhalten und behutsam fortentwickelt werden, betonte Prof. Dr. Danielzyk.
Dr. Nora Mehnen von der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg machte deutlich, dass die sogenannten Megatrends, wie z.B. Digitalisierung, Urbanisierung und Neo-Ökologie, die Zukunft nachhaltig prägen und vielfältige Herausforderungen mit sich bringen werden. Durch innovative Lösungsansätze und die Einbeziehung der Menschen vor Ort sei es aber möglich, einen Konsens zwischen den unterschiedlichen Interessensgruppen zu finden und eine breite Akzeptanz für Veränderungen zu erreichen. Sie forderte eine nachhaltige Unterstützung von Seiten der Politik und die Förderung von kreativen Lösungen vor allem auf kommunaler Ebene. Hier sei das ehrenamtliche Engagement von Menschen wichtig, die sich aktiv für die Gestaltung ihrer Gemeinschaft und der Region engagieren, so Dr. Mehnen.
Zum Abschluss führte der Künstler und Fotograf Jost Wischnewski die Teilnehmer der Tagung durch die Fotoausstellung „Abbau. Interpretation einer Wirtschaftslandschaft“, die er gemeinsam mit Schüler*innen des Gymnasiums Marianum in Meppen gestaltete.
Bild (S. Lünnemann): Mit dem Thema Zukunft und Heimat setzten sich auf Einladung von KAS-Geschäftsführer Willi Rolfes (l.), Leiterin des Stapelfelder Umweltzentrums Dr. Franziska Zumbrägel (2.v.l.) sowie dem Leiter des Emsland Moormuseums Dr. Michael Haverkamp (2.v.r.) die Referenten Heiner Schüpp, Dr. Nora Mehnen, Prof. Dr. Rainer Danielzyk, Landrat Johann Wimberg, Landrat Marc-André Burgdorf und Prof. Hansjörg Küster (v.l.) auseinander.