Wie ein Metzger ohne Hack
Urs von Wulfen kommuniziert katholisch mal anders – Vechta, Stapelfeld, 12.11.; Katholisch mal anders stand über dem fünften Martinsabend in der Katholischen Akademie Stapelfeld. Mal anders zeigte sich auch Urs von Wulfen als Referent des Abends. Das Bischöflich Münstersche Offizialat und die Akademie hatten den hauptberuflichen Familienvater und Social-Media-Redakteur des Bistums Osnabrück eingeladen. Als „Mätzchenmacher für die katholische Kirche“ setzt dieser sich optisch ab von vielen, die in der kirchlichen Verkündigung arbeiten. Er trägt eine komische Frisur und bindet seine Schnürsenkel seit zwanzig Jahren nicht. Der Münsteraner will christliche Inhalte mundgerecht und auch mal unterhaltsam aufbereiten. Mit dem Martinsabend danken die Veranstalter jährlich am Martinstag, dem 11. November, gesellschaftlich engagierten Christen, laden zu einer Martinsgans aus Süßgebäck ein und verknüpfen das Wirken des historischen Mantelteilers Martin mit der Gegenwart.
„Urs von Wulfen fällt aus dem Rahmen,“ kündigte Dominik Blum, verantwortlicher Referent im Offizialat , den gelernten Sozialpädagogen an. Auch der hl. Bischof Martin sei anders gewesen als die Bischöfe seiner Zeit. Von Wulfen präsentierte in Stapelfeld den knapp 100 Zuhörern zwei Filme, die er für das Bistum veröffentlicht hat. Darin verdeutlicht er Facebooknutzern, dass Brezeln ursprünglich eine christliche Fastenspeise sind, dass Hefeteig-Stutenkerle für den Heiligen Nikolaus stehen, dessen Tonpfeife nur ein verdrehter und entstellter Bischofstab ist, und dass der 11. November deshalb der Beginn der Karnevalszeit ist, weil es ursprünglich der letzte Tag vor der vorweihnachtlichen Fastenzeit war. Von Wulfen will mit derartiger Glaubenskommunikation helfen, christliche Inhalte zu kommunizieren. „Wenn wir irgendwie attraktiv nach außen sein wollen, müssen wir unsere Grabenkämpfe beenden. Die Leute müssen merken, dass wir was Gutes wollen für die Welt und dass wir etwas mit ihnen zu tun haben,“ führte er aus.
Bei Facebook kommt er häufig mit Kritikern und Außenstehenden ins Gespräch. Dort trifft er auf sehr konservative Katholiken, selbsternannte Atheisten und andere Milieus. „Die Menschen, die nichts mit uns zu tun haben, sehen in uns eine auf Machterhalt basierende Organisation, die Traditions- und Brauchtumspflege machen will und der das alles wichtiger ist, als Menschenwürde oder irgendwas anderes,“ beschrieb von Wulfen. Wenn Außenstehende nicht glauben, dass Katholiken für das Reich Christi arbeiten und die Welt besser machen wollen, „ist das ein Desaster.“
Von Wulfen zitierte Facebookdiskussionen über Flüchtlinge und die oft prognostizierten Folgen für das Christentum. „Kein Muslim macht das christliche Abendland kaputt und ist schuld daran, dass wir nicht wissen, was Pfingsten ist. Wenn irgendjemand das christliche Abendland kaputt macht, dann sind wir das.“
„Wenn wir die christlichen Wurzeln aus unseren Festen unter den Teppich kehren, werden unsere Feiertage nicht nur geschmacksneutral,“ sprach er aktuelle Diskussionen über den Martinstag als Lichterfest an, dadurch würden Feiertage auch unglaubwürdig. „Wenn Kirche nicht mehr glaubwürdig ist, ist es wie ein Metzger ohne Hackfleisch.“ Bei christlichen Festen müssten Botschaften im Mittelpunkt stehen, wie z. B. das Teilen am Martinstag. „Wenn wir nicht mehr an der Seite der Schwächsten stehen, dann verraten wir alles was wir sind, dann sind wir keine Christen mehr, “ sagte von Wulfen unter Szenenapplaus.
Johannes Hörnemann
©Foto Johannes Hörnemann: Urs von Wulfen