Spiel der Hormone – und eben doch so viel mehr...
Professor Schüßler und Dr. Röbel stellen ihr Buch über die „Liebe” vor – Stapelfeld. Das Geheimnis der Liebe in allen Dimensionen und Details zu erklären, das ist kaum möglich: „Es gäbe noch unendlich viele Geschichten zu erzählen”, sagt Professor Dr. Dr. Werner Schüßler. Zusammen mit seinem Stapelfelder Philosophie-Kollegen Dr. Marc Röbel gelingt ihm in ihrem gemeinsamen Buch „Liebe – mehr als ein Gefühl” aber eine spannende Annäherung mit Beiträgen nicht nur aus Philosophie und Theologie, sondern auch aus Pädagogik, Psychologie, Soziologie und Biologie – „auf dem neuesten Stand der Forschung”, wie Dr. Röbel betont. Im Rahmen einer Soiree mit mehr als 100 Gästen in der Katholischen Akademie Stapelfeld stellten die Beiden das Buch vor und luden ein, „in Wort, Klang und Bild über die Liebe nachzusinnen”.
Basis des Werkes ist die Stapelfelder Philosophie-Reihe „Un-Glaubensgespräche”. Zudem lassen die beiden Herausgeber neben ihren eigenen Beiträgen auch weitere Autoren mit nicht minder spannenden Perspektiven und Ansätzen zu Wort kommen. Hier geht es u.a. um die Liebe im Zusammenhang mit Gerechtigkeit und Hoffnung, mit Leid und Leidenschaft, um den liebenden Gott des Christentums und ebenso um Fragen wie Erziehungsmacht und die Alltäglichkeit der Gefühle bis hin zur „Liebe im Kopf”, also zu der Frage, was unser Gehirn und die Hormone eigentlich mit der Liebe zu tun haben.
In der Soiree gaben Schüßler und Röbel philosophische Impulse zum Thema. So nahm der Trierer Professor Gedanken des christlichen Philosophen Peter Wust zum Anlass, über die Liebe als spezifisch menschliches Phänomen nachzudenken. Sie sei, so Schüßler, der „Weg zum menschlichen Menschen“. Dr. Röbel stellte die Liebe in den Horizont des Todes. Anhand einer autobiografischen Erzählung des jüdischen Arztes, Psychologen und Philosophen Viktor E. Frankl machte er deutlich, dass die Liebe eine „Hauptstraße zum Sinn“ ist. Sie kann auch in scheinbar sinnlosen Situationen eine Kraftquelle sein. So erlebte es Frankl als gequälter KZGefangener in Auschwitz, den nur der Gedanke an seine Frau aufrecht gehalten hat.
Margarete und Arthur Mildner von der Akademie Klangkunst spielten auf Geige und Gitarre musikalische Evergreens rund um die Liebe, Alexander Rolfes trug poetische Texte von Andreas Knapp, Khalil Gibran und Heinrich Heine vor, Dr. Heinrich Dickerhoff ermutigte die Zuhörer mit einem Indianermärchen, sich „von der Liebe beflügeln“ zu lassen. Wie verschieden Darstellungen von Liebe in der Kunst sein können, zeigte Dr. Martin Feltes anhand einer Gegenüberstellung von zwei österreichischen Künstlern aus der Zeit um die Jahrhundertwende: Die Harmonie im berühmten „Kuss” von Gustav Klimt mit dem sich sanft umarmenden Paar auf goldenem Grund und Blumenteppich beantwortete der Expressionist Egon Schiele fünf Jahre später mit „Kardinal und Nonne” in formal ähnlichem Bildaufbau, aber auf dramatisch schwarzem Grund, in einer erzwungenen Umklammerung ohne jede Zärtlichkeit.
In einem zweiten Exkurs erläuterte der Kunsthistoriker das Titelbild des Buches, das einen Ausschnitt aus einem Diptychon von Elisabeth Pawils zeigt. Die aus Cloppenburg stammende Malerin interpretiert mit nur angedeuteten Figuren in lichtem Gelb vor dunkelblauem Hintergrund und mit Farbflächen, die über die klare Trennlinie der beiden Bildeinheiten fließen, das Zusammenspiel von Nähe und Distanz in der Liebe. So schloss sich der Themenkreis in diesem kleinen Kultur-Spaziergang, der dem Publikum einen ebenso informativen wie unterhaltsamen Abend bescherte.
• Das Buch „Liebe – mehr als ein Gefühl” mit 442 Seiten und ausführlichem Personen- und Sachregister ist im Paderborner Verlag Ferdinand Schöning erschienen und für 49,90 Euro im Handel erhältlich.©Foto: KAS