Respekt für die Lebens-Mittel Tier und Acker - Einladung zum Dialog in Stapelfeld
Bericht über die Veranstaltung, die am 23. September in der Katholischen Akademie Stapelfeld stattgefunden hat: – Mit großem Erfolg verklären die Landlust, die erfolgreichste Illustrierte Deutschlands, und ihre zahlreichen Nachahmer, das Landleben zum entspannten Idylle. Gleichzeitig wird die tatsächlich das Landleben prägende Landwirtschaft nicht selten dämonisiert zum Tatort einer gewissenlosen Agrar-Mafia. Landlust oder Tatort Bauernhof? Bewusst zu machen, wie unrealistisch beide Vorstellungen sind, und fairer zu sehen, was ist und was möglich ist, das war das Ziel eines Dialog-Abends, zu dem die Katholische Akademie Stapelfeld und der Landfrauenverband Weser-Ems am 23. September eingeladen hatten. Nicht Klage oder Anklage sollte im Mittelpunkt stehen, aber auch nicht einfach sachliche Information, sondern die Werbung für mehr Verständnis zwischen denen, die unmittelbar von der Landwirtschaft leben, und denen, die in unserer Region immer mit der Landwirtschaft leben und das auch nicht immer als besonders angenehm empfinden, aber indirekt alle auch von einer Hochleistungslandwirtschaft profitieren, die eine Massengesellschaft zuverlässig und preisgünstig mit Nahrungsmitteln versorgt, aber auch wesentlich beiträgt zum allgemeinen Wohlstand der Region. Nach einer Begrüßung durch Dr. Heinrich Dickerhoff, den Pädagogischen Direktor der Akademie, und MdL Clemens gr.Macke als Mitglied des Kuratoriums, gab es drei Stimmungsbilder aus der landwirtschaftlichen Welt. Agnes Witschen, Vorsitzende des Landfrauenverbandes Weser-Ems, forderte einen faireren Umgang mit den Familien, die in und von der Landwirtschaft leben. Andreas Brinker, Dozent an der Katholischen Landvolkshochschule Oesede, spielte unter Rückgriff auf den sonntagabendlichen Kriminalfilm aus Münster mit dem Begriff Tatort, und Dr. Clemens Dirschel, Beauftragter der Evangelischen Kirche für agrarsoziale Fragen und weit angereist aus Württemberg, plädierte für mehr bäuerliches Selbstbewusstsein, aber auch mehr Selbstkritik, mehr Bereitschaft zur Veränderung und einer Sprache, die Brücken baut. Im Anschluss daran moderierte Dr. Dirscherl ein Podiumsgespräch über das "Leben mit der Landwirtschaft". Imke Janssen, Bäuerin aus Esens in Ostfriesland, schilderte, wie ihre 12jährige Tochter in der Schule wegen ihrer Herkunft vom Bauernhof ausgegrenzt wurde, nicht zuletzt aufgrund Horror-Videos, die über Youtube verbreitet werden. Carsten Lindemann, junger Landwirt aus Wildeshausen, machte deutlich, warum er trotz aller Probleme sehr gern Bauer ist. Alexander Rolfes, Bewohner der Region ständig mit Nebenwirkungen der Landwirtschaft konfrontiert, erinnerte an die Notwendigkeit, auch die Sicht der nichtbäuerlichen Bevölkerungsmehrheit von 98% zu verstehen und mit ihr den Dialog zu suchen. Auch Clemens gr.Macke, Bauer und Politiker, verwies auf die Aufgabe. In der dann geöffneten Diskussion wurde sowohl die Notwendigkeit von mehr Transparenz deutlich - was etwa durch Tage des offenen Hofes, Hofführungen, Schulbauernhof etc. schon versucht wird - wie auch die durch Hygienevorschriften gesetzten Grenzen dieser Absicht. Mechtild Vorwerk vom Vorstand des Landfrauenverbandes dankte am Ende allen Mitwirkenden und den mehr als 100 Zuhörenden für die Beteiligung. Der Abend könne ein Anstoß gewesen sein, deshalb wollen Landfrauenverband und Akademie gemeinsam das Bemühen um einen fairen und sachkundigen Dialog fortsetzen. Gemeinsam müssen verantwortungsvolle Erzeuger und verantwortungsvolle Verbraucher nach Wegen suchen, wie Arbeit und Erzeugnisse der Landwirtschaft mehr wertgeschätzt werden können. Denn Tiere und Ackerland sind wertvolle Lebens-Mittel, die wir nur mit Respekt nutzen dürfen - als Erzeuger wie als Verbraucher. © Foto H. Lehmann: Bildunterschrift: Leben mit der Landwirtschaft, ein Podiumsgespräch mit (von links nach rechts) Dr. Clemens Dirscherl , der auch moderierte, Imke Janssen, Carsten Lindemann, Alexander Rolfes, Clemens gr.Macke.