Politischer Aschermittwoch in Stapelfeld

Politischer Aschermittwoch in Stapelfeld

Es gab kein Starkbier und keine humorvollen Reden wie in Bayern – dafür zwei Männer an der Spitze der beiden Landkreise Vechta und Cloppenburg, die in der Katholischen Akademie in Stapelfeld Rede und Antwort zur Zukunft der Region standen, und nach dem Dialog gab es dann Hering in allen Variationen.

Die Frage schien den beiden Moderatoren des Abends unter den Nägeln zu brennen: Gibt es das eine, das große Problem der Region, das schnellstmöglich gelöst werden muss? Diese Frage stellten Willi Rolfes und Heinrich Dickerhoff, der eine Geschäftsführer, der andere Pädagogische Leiter der Katholischen Akademie, am Mittwochabend gleich mehrfach auf die ein oder andere Weise an die beiden Landräte Herbert Winkel aus Vechta sowie Johann Wimberg aus Cloppenburg. Sie waren die Gäste des Politischen Aschermittwochs und stellten sich im Dialog zehn Fragen der Moderatoren, die sich alle rund um die Zukunft des Oldenburger Münsterlands drehten.

„Das eine dringende Problem gibt es aber nicht“, stellte Herbert Winkel gleich mehrfach klar. „Wir müssen viele Dinge gleichzeitig anschieben“, sagte er. Das sei neben der Gülleproblematik und der Massentierhaltung momentan etwa Demografie, Breitbandversorgung oder Inklusion. Trotzdem sehen beide Politiker natürlich die Probleme rund um die Agrar- und Ernährungswirtschaft, die auch noch mal in der Imagestudie für das Oldenburger Münsterland verdeutlicht wurden.

Das Selbstbild und das Fremdbild klaffen weit auseinander. „Wir werden von außen nicht so positiv wahrgenommen wie wir uns selber sehen“, sagte Johann Wimberg. Dass das natürlich auch mit der Gülleproblematik und der Massentierhaltung zu tun habe, wissen beide Landräte. „Wir müssen die Diskussion nach vorne bringen, aber das ist ein gesellschaftlicher Diskurs, der seine Zeit brauchen wird“, sagte Landrat Winkel. Das sah auch Wimberg ähnlich: „Es reicht nicht, dass wir die Speisekammer der Region sind, die Menschen dann auf die Straße gehen, gegen Massentierhaltung demonstrieren, aber im Discounter billiges Fleisch kaufen – wir müssen mehr erklären wie flächendeckende Versorgung geht.“

Auf die Frage, welche politische Großtat sie sich in ferner Zeit gerne auf die Fahnen schreiben lassen würden, antwortete Johann Wimberg deshalb auch, dass er sich freuen würde, wenn die Region irgendwann einmal einen besseren Ruf in der Republik bekommen würde. Vechtas Landrat Herbert Winkel sagt, dass in den vergangenen Jahrzehnten viel für die Familien getan wurde. „Und das muss weiter gehen“, sagt er. So liege die Frauenerwerbsquote laut Bertelsmann-Stiftung im Oldenburger Münsterland aktuell bei 50 Prozent. Vor einigen Jahren seien das nur 40 Prozent gewesen.

Auch die Rolle der Kirche wurde an dem Abend angesprochen. Die Gesellschaft ändere sich und mit ihr die Aufgaben der Kirche, sagte Wimberg. „Ihre Aufgaben sind vordringlich sozialer Natur“, sagte er. Er hält die kirchliche Trägerschaft von Kindertagesstätten sowie Schulen für unerlässlich. „Der Staat kann für die Ausstattung oder für Straßen sorgen, aber die Kirchen für die Seelsorge, für die Menschen in Not“, so der Cloppenburger Landrat. An dieser Botschaft müsse Kirche arbeiten, dann würde sie auch authentisch wahrgenommen werden. „Ich bin froh und dankbar, dass die Kirche so viele gesellschaftliche Aufgaben übernimmt“, sagte auch Landrat Winkel.

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