Momente von Stille und Frieden in verschiedensten Winkeln der Natur

Momente von Stille und Frieden in verschiedensten Winkeln der Natur

Von Gaby Westerkamp – Stapelfeld. Sie sucht die Momente, in denen die Natur innehält. „Wenn ich mit der Kamera draußen bin, finde ich dort Frieden und Stille – und auch tief in mir”, erzählt Wenche Dahle. Und davon erzählen ihre Fotos, in denen sie mit Motivschnitt und Licht, mit Mehrfachbelichtungen, Filtern und anderen technischen Finessen eher malt als ablichtet. Adler im Flug, Landschaften unter Raureif oder auch prägnante Strukturen in Felsen oder Eis, immer mit dem gekonnten Spiel von Fokus und Bokeh: Faszinierende Werke, mit denen die Norwegerin die rund 250 Gäste der 7. Stapelfelder Fototage begeisterte.

Spannende Projekte und Fotoziele

Wenches Diashow war zweifellos eines der Highlights im Programm des dreitägigen Fotofestivals in der Katholischen Akademie Stapelfeld, in dem die Gastgeber Willi Rolfes und Dr. Martin Feltes auch bei der siebten Auflage wieder viele neue Akzente setzen. Dabei gab es in den Vorträgen der namhaften Naturfotografen nicht nur schöne Fotos zu bestaunen. Die Referenten wussten auch viel Spannendes zu Projekten, Entstehungs-Situationen und Fotoziele zu erzählen. So berichtete der Wiener Christoph Kaula über die aufwändige Wiederansiedlung des in Österreich fast ausgestorbenen Habichtskauzes, für den die Forscher schon rund 400 Mülltonnen mit eingeschnittenem Loch und Spiegel als Nistkästen knapp 30 Meter hoch in die Bäume des Wienerwaldes gehängt haben. Als Fotomodell bleiben die schläfrigen Vögel eher unspektakulär, dafür hatte das Publikum viel Spaß an diversen Suchbildern und versuchte im dichten Wald den perfekt getarnten Kauz in der Krone zu entdecken. Und man verstand: Habichtskäuze abzulichten, verlangt sehr, sehr viel Geduld und Hartnäckigkeit.

Zwischen Dokumentation und kreativer Fotografie

Brandenburg ist nicht eben ein Traumziel der Naturfotografen. Doch dass der von monotonen Kieferforsten, Raps und unendlichen Folientunneln auf den Spargelfeldern geprägte Landstrich auch jede Menge „Tafelsilber” für die Kamera zu bieten hat, bewies Sebastian Hennigs mit seinem Streifzug durch Oderbruch, Uckermark und Havelland. Lichtstimmungen am Flussufer, Sturm-Mikado in menschenfreien Buchenwäldern, Kranich-Rastplätze im Erlenbruch und seltene Libellen auf kristallklaren Seen, Urzeitkrebse in Waldtümpeln, Knoblauchkröten und Singschwäne hatte der Berliner im Angebot und begeisterte sich vor allem für den „Veilchenblauen Wurzelhalskäfer”. Als Foto kein Kracher, aber ein wichtiges Dokument für Biologen, denn den gibt es kaum noch. In Brandenburg schon.

Stets zwischen Dokumentation und künstlerischer Gestaltung bewegen sich Angelika Borkenstein und Dr. Reinhard Jödicke. Sie erklärten an Hand von beeindruckenden Libellen-Fotos, welche engen Anforderungen Natur-Aufnahmen für die Wissenschaft erfüllen müssen und wie man dennoch kreative Spielräume findet. Vögel im Licht des nordischem Winters zeigte der Finne Markus Varesvuo, Niall Benvie gab Tipps für die konzeptionelle Fotografie von der Ideen-Entwicklung bis zur Umsetzung bei begrenztem Finanz- und Zeitbudget. In ihrer emsländischen Heimat blieb Anika Börries. Sie nahm die Zuschauer mit auf eine Reise entlang der Mittelradde mit dem Blick auf die Tier- und Pflanzenwelt in Zeiten des Strukturwandels.

Der Niederländer Michel Lucas erzählte von seinen Foto-Touren durch das „Hohe Venn” an der deutsch-belgischen Grenze und portraitierte die ursprüngliche Schönheit dieses Moor- und Waldgebietes. Fast immer so ursprünglich abgelichtet wie vorgefunden: Das so auffällig adrett auf dem Stein im Bach tanzende herbstlich-goldene Ahornblatt, „das habe ich da hingelegt”, gab Lucas zwinkernd zu: „War so einfach schöner.” Aber alles andere „ist da so.”

Wie immer stellten sich die Referenten auch in vertiefenden Workshops den Fragen der Gäste. Und die nutzten das gern und holten sich so viele Tipps für das eigene Hobby. Die gab es auch auf dem Fotomarkt mit Bücherständen, Reiseangeboten und vielseitigem Zubehörverkauf für die Naturfotografie. Gefragt war auch der Fotodrucker, den Cewe den Besuchern kostenlos zur Verfügung stellt. Dabei informierten sich viele auch über das Gestalten eigener Fotobücher.

Teamwork braucht Vertrauen

Wie man sich als Naturfotografen im Team zusammenrauft, berichteten Willi Rolfes und Sandra Bartocha am Beispiel ihrer Multivisionsshow über das Goldenstedter Moor. Denn die eigenen Fotos einem anderen anzuvertrauen und geduldig abzuwarten, was dieser mit Auswahl, Schnitt und Musik daraus macht: „Das ist bei unserem doch spürbaren Revierverhalten gar sich so einfach”, schmunzelt Rolfes. Er wagte es dennoch und so bekam die technisch versierte Potsdamer Kollegin einen USB-Stick mit 32 Gigabyte Foto- und Videomaterial sowie Gedichten einer früheren Lehrerin der Rolfes-Kinder. Verbunden mit der Aufgabe, daraus doch nun bitte mal mit ihrem Gespür für Musik, mit Sprecherpassagen und nach dem Konzept der Auftraggeber für die Besucher des Naturinformationszentrums am Moor etwas Schickes zu komponieren. „Kopfschmerzarbeit” sei das gewesen, räumte Sandra Bartocha ein. Doch das Ergebnis konnte sich sehen lassen und wurde in Stapelfeld mit viel Applaus belohnt.

Foto-Ausstellung „Baum” bis Ende April – mit Bildband

Gleiches gilt für die Fotoausstellung, die am Freitagabend im Rahmen der Fototage eröffnet wurde. Nachdem Dr. Martin Feltes im Auftaktvortrag über Ökologie in der Kunst den Raubbau an der Natur durch unsere Lebensweise thematisiert und die Achtung vor der Schöpfung angemahnt hatte, erfüllten die 40 großformatigen Baumbilder von Willi Rolfes genau den Auftrag, den Feltes der Naturfotografie stellte: Die Schönheit und Zerbrechlichkeit der Natur zeigen, um für ihren Schutz zu werben.

„daSein. Wie ein Baum” lautet das Thema, zu dem übrigens auch ein gleichnamiger Bildband erschienen ist. Von Cewe auf Alu-Dibond-Platten gedruckt, zeigen die Aufnahmen verschiedenste Szenen in Lebenszyklen und Lebensräumen von Bäumen, als imposante Solitäre und im geselligen Ensemble des Waldes, in vollem Laub oder als abstrakt anmutendes Totholz, in allen Jahreszeiten – zu sehen bis Ende April.

Die nächsten Stapelfelder Fototage finden vom 15. bis 17. Februar 2019 statt und viele Teilnehmer nutzten die Gelegenheit, sich schon jetzt wieder anzumelden. Weitere Informationen finden Interessierte unter www.inspiration-natur.com.

©Gruppenfoto: KAS

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