Göttliches und Behinderung – das gehört zusammen
Tanzperformance und Matinee zum Abschluss der Foto-Ausstellung in der Akademie – „Wir sind so und nicht anders”: Unter diesem Titel lächeln seit einigen Wochen liebenswerte Gesichter von Kindern mit Behinderungen die Besucher der Katholischen Akademie in Stapelfeld an. Nun endet diese außergewöhnliche Fotoausstellung mit einer ebenso außergewöhnlichen Finissage am 13. und 14. Oktober: Am Samstagabend stellt sich das inklusive "Ensemble BewegGrund Trier" mit einer Tanzperfomance vor, und am Sonntag wird im Rahmen einer Matinee das weltweit beachtete Buch von Nancy Eiesland über ihre „Befreiungstheologie der Behinderung” vorgestellt.
Unser Gott behindert – kann das sein? Darf das sein? Für die amerikanische Religionssoziologin Nancy Eiesland (1964 – 2009) war die Antwort völlig klar: Ja, das ist so. Als der auferstandene Jesus seinen erschrockenen Jüngern seine verwundeten Hände und Füße zeigte, wurde er „zum Offenbarer einer neuen Mitmenschlichkeit, der mit der Erfahrung von Behinderung völlig im Einklang steht”. Aus diesem Ansatz entwickelte die selbst mit einer Knochenkrankheit an den Rollstuhl gefesselte Autorin eine „Befreiungstheologie der Behinderung”, beschrieben in ihrem Buch „The disabled God – der behinderte Gott”. Der Trierer Philosoph Prof. Dr. Dr. Werner Schüßler hat dieses spannende Werk übersetzt und stellt es in der Sonntagsmatinee mit einem Impulsvortrag vor. Kunsthistoriker Dr. Martin Feltes spürt der Thematik in der bildenden Kunst nach. Das Ensemble BewegGrund Trier interpretiert in der eigens zu dem Buch entworfenen Impro-Perfomance „Divinus” ihre Gedanken über das Göttliche und was es in ihrem Leben bedeutet. Die gut einstündige Matinee, die von Pfarrer Dr. Marc Röbel moderiert wird, beginnt um 11.15 Uhr, der Eintritt ist frei.
Das Ensemble BewegGrund Trier ist ein Ensemble, in dem Menschen mit und ohne Behinderungen auf Augenhöhe miteinander Tanz erleben und Shows erarbeiten. Grundlage ist die Idee der „Dance Ability”, die grundsätzlich jedem Menschen eine künstlerische Begabung bis hin zu professionellem Bühnentalent zutraut. Körperliche, geistige oder psychische Handicaps haben in diesem Miteinander der gemeinsamen Bewegungserfahrung keine Bedeutung. Alle Mitwirkenden bringen sich gleichberechtigt ein. So entstehen beeindruckende, nicht selten auch verblüffende Tanzshows zu verschiedensten Themen, ausgearbeitet mit Kostümen, Bühnenbildern und Requisiten.
Am Samstag, 13. Oktober, zeigt das Ensemble in Stapelfeld das Stück „Gschirr & Bschteck”. Die Tänzer/innen tauchen mit ihrem Publikum ein in die Lebenswelt einer kurdisch-syrischen Köchin mitten in Europa: Begegnungen von vertraut und fremd, Reaktionen und Entdeckungen mit neuen Augen – all das wird im Tanz lebendig und erlebbar. Los geht’s um 19.30 Uhr (bis ca 21 Uhr). Karten gibt es für 10 Euro an der Tageskasse.
© Foto: Maja Hehlen (Die abgebildeten Personen haben ihr Einverständnis für eine Veröffentlichung gegeben.)