Elf Geschwister geben Einblicke in ihr Leben auf dem Bauernhof

Elf Geschwister geben Einblicke in ihr Leben auf dem Bauernhof

Veranstaltung zum "Politischen Aschermittwoch" am 14. Februar 2024 – „Demokratie ist ein kostbares, aber stets gefährdetes Gut ist. Der Stapelfelder Politische Aschermittwoch ist nicht zuletzt ein Zeichen der Wertschätzung gegenüber den politisch Verantwortlichen auf allen Ebenen unseres demokratischen Gemeinwesens und dieses Zeichen wollen wir, als kirchliches Bildungshaus, auch ausdrücklich so setzen“, betonte Akademiedirektor Pfarrer PD Dr. Marc Röbel in seiner Begrüßungsansprache zum Politischen Aschermittwoch in der Katholischen Akademie Stapelfeld. Die Transformation im ländlichen Raum sei ein Thema, das nicht nur seit den aktuellen Bauernprotesten in der Akademie in verschiedenen Formaten intensiv diskutiert und begleitet werde, betonte PD Dr. Röbel.

Er zeigte sich hocherfreut, an diesem Abend den Historiker und Buchautor Prof. Dr. Ewald Frie in Stapelfeld als Redner begrüßen zu können. Auf humorvolle Art und Weise nahm der Professor für Neuere Geschichte an der Universität Tübingen die Anwesenden mit auf eine kleine Zeitreise. Diese führte nicht nur in seine eigene Jugend, die er mit zehn Geschwistern auf einem Hof im Münsterland verbrachte, sondern gab auch wichtige Einblicke in die Transformation der Landwirtschaft der vergangenen Jahrzehnte. Für sein Buch „Ein Hof und elf Geschwister“, das mit dem Deutschen Sachbuch-Preis 2023 ausgezeichnet wurde, hat Prof. Dr. Ewald Frie seine Geschwister über ihre persönlichen Erinnerungen an eine von der Landwirtschaft und dem Katholizismus geprägte Jugend befragt. Auf humorvolle Weise und mit vielen persönlichen Einblicken erzählt er vom einem langsamen, aber stetigen Abschied von der bäuerlichen und katholisch geprägten Gesellschaft. Dabei war es ihm wichtig, nicht nur wissenschaftliche Fakten zu Transformationsprozess darzulegen, sondern eine neue, persönliche Erfahrungsperspektive einbringen. Anhand dieser persönlichen Erinnerungen zeigte er einen grundlegenden Wandel auf. Während sein ältester Bruder als Messdiener lateinische Gebete herunterbetete, die er gar nicht verstand, organisierte sein jüngerer Bruder Messdiener-Zeltlager mit einem großen Spaßfaktor.

Anhand der Biografie seiner Geschwister verdeutlichte er eine Entwicklung, die zur „Entbäuerlichung des ländlichen Raumes“ führte. Landwirte seien heute auf dem Land eine Minderheit und viele Menschen, die auf dem Land leben, hätten kein Verständnis mehr für die Belange der Landwirtschaft. Prof. Dr. Frie plädierte dafür, mehr Berührungspunkte zwischen der bäuerlichen Minderheit und der nichtbäuerlichen Mehrheit zu schaffen. „Wir sollten Menschen die Möglichkeit geben zu verstehen, was Landwirte eigentlich machen. Wenn wir in den ländlichen Räumen Berührungsflächen schaffen, kann man die gegenseitige Akzeptanz erhöhen“, betonte der Referent und die Gäste des Abends bedankten sich mit viel Applaus für einen kurzweiligen und informativen Vortrag.

Für die gelungene und stimmungsvolle musikalische Gestaltung sorgten die beiden KAS-Dozentinnen Dr. Ulrike Kehrer am Klavier und Judith Rönker an der Klarinette. Zum Abschluss lud die Akademie zum traditionellen Heringsessen und einem gemeinsamen Gedankenaustausch ein.

Fotos: Willi Rolfes

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