„Ein Teil von uns brennt“ – Benefizabend zeigt Bedeutung der Kathedrale auf
Ein Zeichen der Solidarität mit Frankreich und den französischen Katholiken wollte die Katholische Akademie Stapelfeld (KAS) mit der Benefizveranstaltung „Ein Teil von uns brennt!“ am Mittwochabend setzen. „Wir möchten – bewusst ein paar Tage nach der Europa Wahl - darüber informieren, was der Großbrand der Kathedrale Notre-Dame für Frankreich, die dort lebenden Katholiken, Europa und der ganzen Welt bedeutet“, so Dominik Blum, Theologiedozent an der KAS und Mitorganisator des Abends.
Die Referenten des Abends gewährten den Zuhörern ausführliche und facettenreiche Einblicke in die Thematik. Musik-Dozentin Dr. Ulrike Kehrer stellte anhand einiger musikalischer Kostproben den Zuhörern die Besonderheiten der beeindruckenden Orgel der Kathedrale vor, deren berühmte Organisten die Entwicklung der mehrstimmigen Choralmusik nachhaltig geprägt haben. Zuvor hatte Alexander Rolfes, Rhetorik-Dozent der Akademie, die Gäste mit einer Passage aus Victor Hugos Roman „Notre Dame de Paris“, in dem Victor Hugo der Kathedrale ein literarisches Denkmal gesetzt hatte, auf den Abend eingestimmt. Der Roman habe in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine Signalwirkung gehabt und die vom Verfall bedrohte Kathedrale wieder in das Bewusstsein der Menschen gerückt, so Dr. Martin Feltes, Kunsthistoriker und Pädagogischer Direktor der KAS, der einen informativen Einblick in die kulturelle Bedeutung der gotischen Kathedrale gab und für einen sensiblen Wiederaufbau plädierte. Die Gotik sei ein gesamteuropäisches Phänomen gewesen mit vielen nationalen Ausprägungen jedoch einem gemeinsamen Grundgerüst. „Eine bessere Definition von Europa gibt es nicht“, machte Dr. Feltes den besonderen Stellenwert dieses historischen Gebäudes deutlich.
Referent Joachim Heinz, Journalist der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA), gab zunächst einen Einblick in das Verhältnis von Kirche und Staat in Frankreich, das vor allem durch die strikte Trennung von Kirche und Staat geprägt sei. Mit Blick auf die politische Dimension des Brandes erinnerte er an die Probleme, mit denen Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron innenpolitisch und auf europäischer Ebene zu kämpfen habe. „Notre-Dame ist eine Chiffre, die der angeschlagene Präsident nutzt, um sich als „Macher“ zu präsentieren“, so Heinz. Notre-Dame stehe sinnbildlich für ein innerlich zerrissenes Frankreich, für eine katholische Kirche, die um ihre Glaubwürdigkeit kämpft und für ein auseinanderbrechendes Europa, betonte der Referent. „Die Lebenswirklichkeit der Elite deckt sich schon lange nicht mehr mit dem Gros der Gesellschaft. Durch die traditionell verankerte Protestkultur im Nachbarland verschärft sich dieser Konflikt zusätzlich – ebenso wie durch eine verfehlte Integrationspolitik und große soziale Probleme vor allem in den Stadtrandgebieten, der „Banlieue“. Brennende Autos, jugendliche Demonstranten mit Migrationshintergrund und teilweise überhart agierende Polizisten liefern alle Jahre wieder dafür einen Beweis. Paris, die Hauptstadt, ist das Epizentrum einer gebeutelten Nation“, zeigte Heinz die angespannte innenpolitische Situation auf.
Positiv sei, so Heinz, dass die Katastrophe die Öffentlichkeit für den Erhalt historischer Bauten sensibilisiert habe und auch auf europäischer Ebene Fachwissen für Erhalt von Kirchen und anderen Denkmälern Fachwissen gebündelt werde.
Die Spenden des Abends sind für den Wiederaufbau der Kathedrale bestimmt.
(© Bild: S. Lünnemann) - Das Dozenten-Team der Katholischen Akademie Dominik Blum, Alexander Rolfes, Dr. Martin Feltes und Dr. Ulrike Kehrer (v.l.) sowie der Referent des Abends Joachim Heinz (Mitte) informierten über die Bedeutung der Kathedrale Notre-Dame und des Brandes für Frankreich, die französischen Katholiken und ganz Europa.