„Der kleine Lord“ verzauberte über 220 Gäste

„Der kleine Lord“ verzauberte über 220 Gäste

Stapelfeld, 16. Dezember 2024 – Keiner regt sich so herrlich auf wie Mr. Hobbs. Vor allem über die englische Aristokratie. Der Gemischtwarenhändler im New York des späten 19. Jahrhunderts kann als aufrechter amerikanischer Demokrat alles, was mit royalen Titeln und bornierter Eleganz bei Hofe zu tun hat, nicht ausstehen. Und nun soll sein junger Freund Cedric, ein liebenswerter kleiner Kerl aus der Nachbarschaft, als „Lord Fauntleroy“ ins Schloss seines adeligen Großvaters, dem Earl der Grafschaft Dorincourt, ziehen und dort verdorben werden?

Hobbs' Schimpftiraden klingelten den mehr als 220 Zuhörern im ausverkauften Forum der Katholischen Akademie Stapelfeld gehörig in den Ohren. Denn Urs von Wulfen brachte seine Rolle im Live-Hörspiel des „Theater ex libris“ virtuos zum Leben. Wie auch die anderen Sprecherinnen und Sprecher des Ensembles, das mit „Der kleine Lord“ jetzt einen der beliebtesten Klassiker der Weihnachts-Literatur für Ohren und Kopfkino inszenierte.

Die Meisten kennen die weltberühmte Geschichte wahrscheinlich nur aus der alljährlich im Fernsehen wiederholten Verfilmung von 1980 mit Ricky Schroder und Sir Alec Guinness. Für das „Theater ex libris“ hielt sich Christoph Tiemann als Arrangeur aber wie immer eher an die literarische Vorlage, die 1886 zunächst als Fortsetzungsroman in einer Zeitschrift erschienen war.

Der Inhalt ist schnell skizziert: Der kleine Cedric erobert in England als warmherziger und charmanter Erbe das Herz seines griesgrämigen Großvaters, der dann mit Entsetzen erfährt, dass eine recht fragwürdige Dame ihren verzogenen Sprössling als weiteren Enkel mit älteren Rechten präsentiert. Die Geschichte füllt die Gazetten in ganz England und schwappt auch über den großen Teich nach New York, wo der Schuhputzer Dick in der vermeintlichen Grafenenkel-Mutter seine ungeliebte Schwägerin erkennt. Zusammen mit Mr. Hobbs macht er sich auf die Reise nach England, um den Betrug zu entlarven...

Mit einer Diashow und pointierter musikalischer Untermalung von Jakob Reinhardt erzählte das Sprecherensemble diese Geschichte mit viel Herz und noch mehr Humor und schlüpfte dabei in verschiedenste Rollen. Judith Suermann interpretierte gleich fünf verschiedene Damen, jede mit ihrem ganz eigenen sprachlichen Charakter. Auch Christoph Tiemann und Urs von Wulfen wechselten laufend zwischen verschiedenen Figuren, während sich Angela Tiemann als „Cedric“ ganz auf ihre Hauptrolle konzentrierte. Ebenso wie Alexander Rolfes, der als „Earl of Dorincourt“ einen einfach herrlich distinguierten und langsam dahinschmelzenden Blaublüter abgab.

Im Publikum, das das Team mit viel Applaus feierte, gab es nicht wenige „Wiederholungstäter“, die das „Theater ex libris“ in Stapelfeld schon mehrfach erlebt hatten. Sei es mit den „Drei Fragezeichen“, mit Dickens' „Weihnachtsgeschichte“ – uk op platt –, mit Bram Stokers „Dracula“, Sherlock Holmes oder Stevenson's „Schatzinsel“. Mit dem „kleinen Lord“ legte das Ensemble qualitativ noch einmal eine Schippe drauf: Sowohl die Ausarbeitung und Komposition der Szenen und Übergänge als auch die stimmliche Interpretation der Charaktere beeindruckte durch Feinschliff bis ins Detail. Da stimmte jedes Seufzen, jedes Lachen, jede Empörung, da funktionierte sogar die zuweilen triefende Ironie im Gemurmel des vornehmen Snobs. Das kann man nicht besser machen!

Und so war es auch kein Wunder, dass sich nicht wenige Gäste den Termin für das nächste weihnachtliche Live-Hörspiel in Stapelfeld schon mal notierten: Am 11. Dezember 2025 sind Christoph Tiemann und sein „ex libris“-Team wieder da. Was genau dann auf dem Programm stehen wird, ist noch offen. Aber sicher ist: Man darf sich darauf freuen.

(Gaby Westerkamp, Text und Fotos)

Foto 1: Das Sprecherensemble mit (v. l. n. r.) Jakob Reinhardt, Angela Tiemann, Christoph Tiemann, Urs von Wulfen, Judith Suermann und Alexander Rolfes schlüpfte mit viel Herz und noch mehr Humor in die verschiedensten Rollen.

Foto 2: Konzentriert hinter den Mikros: Christoph Tiemann, Judith Suermann, Angela Tiemann und Alexander Rolfes

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